23.7.05 Samstag
Für heute planten wir einen Trip nach Theologos, ein
kleines altes Dorf im Hinterland von Potos. Über eine
gut ausgebaute Straße war es von unserem Hotel aus in
ca. einer halben Stunde Fahrt zu erreichen. Am Ortseingang
teilte sich die Straße. Wir nahmen den linken Abzweig,
der uns aber nur an einer Taverne und oberhalb des Dorfes
vorbeiführte. Viel uriger war der rechte Abzweig, der
uns dann mitten ins Dorf führte, vorbei an alten Häusern,
einem Bäcker mit einem großen, fauchenden Ofen
und einem
Schuster, der in seinem kleinen Geschäft jede Menge Leder-Sandalen
fertigte. Kostenpunkt für jedes Paar 25€. Als wir
den Laden neugierig betraten, schaute der Schuster genauso
neugierig auf Grit’s Sandalen. Suchte er vielleicht
Inspiration für neue Modelle? Von der Reiseleitung wussten
wir, dass er auch Sandalen nach Maß anfertigte für
diejenigen, die keine passenden Modelle fanden. Dauer der
Fertigung in diesem Fall 2 Tage. Beim weiteren Bummel durch
enge Gässchen bemerkten wir auch einige alte Häuser,
die aufgegeben und dem Verfall überlassen waren. Eine
Taverne lockte uns nun, sie lag vom Ortseingang kommend rechts
vor dem Museums-Cafe und hatte einen Wendegrill, in dem sich
die Zicklein drehten. Erstaunlich, sie war viel größer,
als vom Eingang her zu vermuten war und hatte eine schöne
Terrasse mit tollem Blick auf die bergige Landschaft. Viele
Griechen schienen diese Taverne auch zu schätzen und
hatten das gegrillte Zicklein bestellt. Der große griechische
Salat kostete uns hier 5€ und zum Nachtisch gab es Baklawa
(auf Kosten des Hauses), Blätterteig mit Mandeln, Nüssen
und Zimt. Aufbruchstimmung machte sich jetzt wieder bei uns
breit, zumal wohl auch eine größere Gesellschaft
erwartet wurde und wir nicht so der Fan von Rummel sind. Grit
hatte die Idee, doch mal zu den Wasserfällen von Lakkos
Kastrinon zu fahren. Also den Führer
vom Michael-Müller-Verlag gezückt. Dort stand,
dass man vom Ortseingang 140 Meter die linke Abzweigung fahren
und
dann die links auftauchende Schotterpiste nehmen sollte. Eine
richtige Enduro-/Jeep-Strecke, die sich den Hang hoch schlängelte,
vorbei an ein paar Pferden bis zu einer Weggabelung mit einer
großen Pinie und einer Mini-Kapelle. Das Hinterland
öffnete sich unseren Blicken und gab die Sicht frei bis
zu dem auf einem Berg liegenden Kastro. Während wir noch
schnell unseren Sonnenschutz auffrischten tauchte eine Gruppe
von hartgesottenen Wanderern auf. Ohne Gruß trotteten
sie bei über 32 Grad (im Schatten) an uns vorbei. Wohl
schon zu geschafft. Uns zeigte jedenfalls ein kleines Schild
mit der Aufschrift „Kosta’s Taverne, nice waterfalls“
den weiteren Weg. Dem kurvigen Verlauf der Schotterpiste folgend,
durchquerten wir bald ein ausgetrocknetes Bachbett und folgten
diesem nach rechts abbiegend in ein schönes Tal hinein.
Herrliche Wälder säumten unseren Weg und plötzlich
floss Wasser durch das Bachbett. War waren also auf dem richtigen
Weg zu den Wasserfällen, doch vorher mussten wir noch
diverse Male den Bach kreuzen und recht starke Steigungen
überwinden. Für unsere 125er Enduro war mit 2 Personen
manchmal fast die Grenze der Leistungsreserve erreicht. Ein
Jeep würde hier auch noch weiterkommen, aber das Dach
sollte offen sein, damit man sich keine Beulen am Kopf holt
(sehr holperig!). Endlich war der Wasserfall erreicht. Super
schön gelegen, mitten im Wald und mit einem kleinem glasklaren
See an seinem Ende. Hier trafen wir auch das finnische Pärchen
wieder, das wir vorher schon mal überholt hatten und
sich jetzt auch hier eine Erfrischungspause gönnte. Bis
zur Hose im Wasser stehend erzählten sie uns, dass sie
noch bis zum Kastro wollten, was zu Fuß noch etwas über
1 Stunde dauern sollte. Als wir sie nach unserer etwas späteren
Weiterfahrt schließlich noch mal auf den steilen Serpentinen
überholten, konnten wir uns deren Zeiteinschätzung
auch erklären: es waren „Rennwanderer“. Ein
fast übersehenes nach links weisendes
kleines Schild „Kosta’s Taverne“ (nicht
nach rechts zur kleinen Kapelle auf dem angrenzenden Berg
schauen) wies uns den Weg zum Kastro. War schon ein komisches
Gefühl, wenn man in das an das Kastro angrenzende Dorf
einfuhr. Viele kleine Steinhäuser, alle verlassen, alle
verschlossen, teilweise verfallen, teilweise mit Anzeichen
von Bauaktivitäten. Ein wahres Geisterdorf ohne Menschen.
Die Reste der Kastromauern lagen auf einem Felsvorsprung und
man hatte von hieraus einen atemberaubenden Rundumblick: Richtung
Limenaria und zum Meer, auf der anderen Seite zum Ipsarion,
dem mit 1206 Metern höchsten Berg der Insel. Neben der
kleinen Kapelle befand sich noch ein Gebeinhaus. Gruselig
der Blick hinein, überall Knochenteile und Schädel.
In dieser Einsamkeit trafen wir auf dem Rückweg zum Motorrad
dann noch – die Welt ist klein – einen Bielefelder
mit seiner Enduro, der von Limenaria aus zum Kastro gefahren
war und sein Wohnmobil auf dem Campingplatz von Pefkari hatte.
Unser Heimweg sollte aber der gleiche wie auf der Hinfahrt
sein, was wegen des teilweise starken Gefälles ganz schön
in die Oberarme ging. Nach dem Erreichen unsers Hotels und
einem ausgiebigen Unterwassersetzens des Bades gings dann
zu Fuß die dunkle Straße entlang nach Potos. Eine
Taschenlampe war sehr empfehlenswert, wenn man lebend ankommen
wollte. Auch ein Hinweisschild am Straßenrand riet hierzu,
da teilweise recht „zügig“ gefahren wurde.
In der direkt am Strand liegenden Taverne „Irene“
nahmen wir gemütlich bei einem traumhaften Sonnenuntergang
unser Abendessen ein. Das Essen war gut und die Preise ok.
Für 20€ gab es für 2 Personen incl. Trinkgeld
1 Chicken Souflaki, 1 Chicken-Filet, 2 Bier, 1 Glas Rotwein,
1 Icetea. Bis 20:00 Uhr sollte man aber schon sein Plätzchen
gefunden haben, denn danach brummt in diesem Teil von Potos
mit all den Tavernen und Bars der Bär. Zum ruhigen Ausklang
des Tages entschlossen wir uns, noch in der Pool-Bar unseres
Hotels einen schönen Cocktail zu trinken (je 5,50€).
Nicht so schön war, dass die „Schnarchnase“
des Hotelpersonals schon um 01:00 Uhr die Pool-Bar schließen
und kassieren wollte.
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