Reisebericht Thassos (Nord-Ägäis)



Hinweis: da der Reisebericht recht lang geworden ist, wurde er in Unterkapitel aufgeteilt, die direkt angesprungen werden können!
Kapitel 1: Anreisetag, Kavalla, Fähre, Hotel
Kapitel 2: Potos (Motorrad), Limenaria, Psili Amos, Sun Beach
Kapitel 3: Theologos, Wasserfall Lakkos Kastrinon, Kastro, Potos
Kapitel 4: Ruhetag, Motorrad-Tausch, Abendessen in Theologos
Kapitel 5: Bergwerk, Kloster, Paradise Beach, Marmor bei Alyki
Kapitel 6: Jet Ski (Albatros), Potos, Wein am Strand
Kapitel 7: Limenaria, Metallia Beach, Pefkari
Kapitel 8: Maries, Skala Marion, Limenaria, Potos
Kapitel 9: Limenas/Thassos-Stadt, Skala Prinos, Limenaria
Kapitel 10: Strandtag oder „eine kleine Odyssee“
Kapitel 11: See von Maries, Gipfeltour zum Ipsarion, Kastro
Kapitel 12: (Mikros-/Megalos-) Prinos, Sk. Kallirachis, Limenaria
Kapitel 13: Paradise B., Sk. Potamia, Kr. Ammoudia, Panagia
Kapitel 14: Abreisetag


Kapitel 11: See von Maries, Gipfeltour zum Ipsarion, Kastro

31.07.05 Sonntag
Da Grit keine Lust auf eine Tour hatte, machte ich mich nach dem Frühstück fertig zu einer Fahrt zum Gipfel des Ipsarion, dem höchsten Berg von Thassos. Sicherheitshalber nahm ich aber diesmal auch meinen mit GPS ausgerüsteten PDA mit, auf dem Maries Bienenstöcke, Thassossich eine topografische Karte von Thassos befand. Im Tank meiner Enduro war auch noch genug Sprit. Startpunkt war Maries, von wo aus eine Schotterpiste (oder Dirty Road, wie sie inSee bei Maries, Thassos Karten genannt wird) zum Gipfel führte. Vorbei an zahlreichen Bienenstöcken und durch schöne Wälder erreichte ich als erstes den malerisch gelegenen See von Maries. Nahm man die 2. Möglichkeit, die zum See führte, so konnte man über einen Steinwall am Anfang des Sees durch das schattige Bachbett zu den oberhalb gelegenen Wasserfällen wandern. Für Ende Juli floss erstaunlich viel Wasser. Menschen traf ich hier kaum und so genoss ich die Natur, den leise in den Bäumen raschelnden Wind und das Plätschern der Wasserfälle. Vorbei an zahlreichen Ziegen fuhr ich weiter Richtung Gipfel. Kurze Zeit später tauchte ein Wegweiser zum Ipsarion auf, der sowohl mit griechischen, als auch mit lateinischen Buchstaben beschriftet war.Wegweiser Ipsarion, Thassos Die griechische Schreibweise sollte man sich, wenn man sie nicht deuten kann, gut einprägen, denn ab hier kamen nur noch griechisch beschriftete Schilder. DieFahrt zum Ipsarion, Thassos serpentinenreiche recht gut zu befahrende Schotterpiste schraubte sich immer höher, meistens begleitet von einem reichen Waldbestand. Von Kurve zu Kurve bekam ich einen ständig wechselnden traumhaften Ausblick über die einsame Landschaft, die Bergrücken und Täler. Auf andere Menschen sollte ich längere Zeit nicht mehr treffen. Wenn ich stattdessen mal auf eine Gruppe Ziegen traf, so bekam ich zu Anfang schon mal einen Gänsehaut, da die Erinnerung an Samos mit unserer negativen Erfahrung mit einer Ziegenherde und den bissigen Hunden noch im Hinterkopf saß. Aber hier gab es scheinbar gar keine Hunde, die die Schafe bewachten. Mittlerweile hatte ich eine Höhe von 900 Metern ü.N.N. erreicht und machte einen Stopp bei einem Hinweisschild zu einer Bergwanderhütte. Mit dem Ausschalten des Motors war Gipfel des Ipsarion, Thassosnur noch Stille um mich herum. Nur noch die Natur und ich. Selbst Vögel waren in dieser Höhe nicht mehr zu hören. Stille und die Weite um mich herum gaben mir das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. – Genug geträumt. Die „Straße“ wurde nun immer steiler und immer schlechter zu befahren, bis ich schließlich mein Bike unterhalb des Gipfels in der Nähe der großen Eisenplattform abstellte, die eigentlich mal als Standort für eine Radaranlage der Militärs dienenBlick vom Ipsarion, Thassos sollte. Sie machte einen ziemlich demolierten Eindruck, was auf den Widerstand der Thassioten zurückzuführen war, die gegen den Bau dieser Anlage waren. Betreten sollte man sie auf keinen Fall, da viele Haltebolzen einfach mit einer Flex durchgetrennt worden waren. Nur noch ein paar Meter und ich stand auf dem höchsten Gipfel von Thassos in 1206 Metern ü.N.N. Was sich mir hier für ein Rundblick bot, war unbeschreiblich und lässt sich auch fast gar nicht in Worte fassen: der zweithöchste Gipfel von Thassos, über Panagia auf die Bucht vom Golden Sand mit Potamia, das griechische Festland, das bergige Hinterland bis zum Kastro und darüber hinaus bis zum Meer bei Limenaria. Leider war es recht dunstig, so dass viel im Dunst nur zu erahnen war. Nach einer ausgiebigen Pause und dem Eintrag in das Gipfelgästebuch (liegt in einem gelben Kasten am Gipfel) machte ich mich auf den Rückweg, auch, da mein Wasservorrat so langsam zur Neige ging und der leere Magen sich meldete. Da ich nicht wieder über Maries Taverne am Kastro, Thassoszurückfahren wollte, war ich froh, dass ich irgendwann ein Schild mit der Aufschrift „Theologos“ entdeckte (in griechischer Schreibweise natürlich) und folgte ihm. Dies ging so lange gut, bis das nächste Schild an einer Weggabelung genau zwischen zwei Wege zeigte. Hm? Mittels meines GPS-Empfängers hätte ich den Weg natürlich finden können, aber zufällig sah ich noch ein eindeutiges Schild: -> „Kosta’s Taverne (Kastro)“. Da mein Magen nun wirklich auf Reserve lief, ließ ich also meinen leerenKosta's Taverne, Thassos Magen den Weg festlegen. Auf zum Kastro. Das Fahren mit der Enduro durch diese abwechselungsreiche Landschaft mit immer neuen Ausblicken machte richtig Gaudi. Kurz vor dem verlassenen Kastro-Dorf traf ich wieder auf die ersten Menschen. Müde finnische Wanderer, die von Limenaria aus zu Fuß zum Kastro gelaufen waren. Bei den Temperaturen und zumal noch mit einem Kleinkind im Kinderwagen eine erstaunliche (oder verrückte?) Leistung. Kosta’s Taverne lag mitten in dem ausgestorbenen Dorf neben einer Kirche, die, wie er mir später stolz zeigte, von innen und außen in einem Topzustand war. Sie wurde mit einem 30 cm großen Schlüssel geöffnet und machte mit den im Innenraum brennenden Kerzen den Eindruck, als würde hier gleich ein Gottesdienst stattfinden. Er erklärte mir in recht gutem Deutsch, dass dieser Zustand durch Spenden von Einheimischen aus Limenaria ermöglicht wurde, die früher hier gewohnt hatten. Eine Geisterkirche in einem Geisterdorf. Vor der Taverne nahm ich in aller Seelenruhe einen griechischen Salat zu mir und trank eine Cola. Beides zusammen für 4,50€. Erstaunlich, da Kosta alles mit seinem blauen L200 Pick-Up über die Holperstraße hierher bringen musste. Geöffnet hat Kosta seine Taverne von ca. 10:00/11:00 Uhr bis Sonnenuntergang. Mein Rückweg führte mich jetzt über die holperige aber recht gut zu befahrende Erdstraße nach Limenaria. Die tief stehende ägäische Sonne tauchte den Hafen und den darüber liegenden Palast in ein phantastisches Licht (18:30 Uhr). Wieder im Hotel Atrium, sprang ich erst mal in den menschenleeren Pool bevor wir dann wieder zusammen in der Taverne „Garden of Sense“ an der Küstenstraße zum Abendessen gingen.


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