Fr., 25.11.11
Kaum hatten wir morgens die Augen geöffnet, empfing uns herrlicher
warmer Sonnenschein und der tolle Blick von unserem Balkon. So
ließ es sich aushalten. In Deutschland war es jetzt nur
fünf Grad und regnerisch. Das Frühstück konnten
wir noch ohne Baulärm genießen, denn „komischerweise“
wurde ab heute mit dem Beginn der Bauarbeiten am Haupthaus bis
10:00 Uhr gewartet.
Heute sollte das Auto mal stehenbleiben. Wir wollten den
Bus nach Funchal nehmen, um der nervigen Parkplatzsuche
und dem Einbahnstraßensystem in der Hauptstadt aus dem Weg
zu gehen. Für Eilige stand der Express-Bus über die
Autobahn von Canico de Baixo nach Funchal zur Verfügung.
Wie entschieden uns aber für die „normale“ langsamere
Route die Küstenorte entlang. Schaut Euch doch mal unser
Video
von der Fahrt auf unserem Youtube-Kanal an: keine Tunnel und ein traumhafter Blick über
die Küste und das Meer. Und das alles für 1,75€
pro Person. Desweiteren hatten wir auf den öfter gelesenen
Tipp gehört und feste Schuhe mit guter Sohle
für unserer Stadtbesichtigung gewählt, denn viele Fußwege
sollten mit Mosaikbelag aus kleinen Basaltsteinen oder Strandkieseln
versehen sein, was bei längeren Märschen zu Fußsohlenqualen
führen könnte.
Unsere Endstation
war der Busbahnhof direkt an der Hafenpromenade neben der Talstation
der Gondelbahn nach Monte. Von hier aus konnte man geradewegs
zum Bummeln in die Altstadt aufbrechen. Wir schlenderten
parallel zur Promenade in östlicher Richtung durch eine nette
schmale Gasse mit bunten Häuserfassaden und schön bemalten
Eingangstüren. Jede Tür war verziert durch ein anderes
Motiv. Schließlich konnten wir sogar einen Künstler
bei seiner Arbeit beobachten. Ein freundlicher Kellner des gegenüber
liegenden Restaurants erklärte uns sogleich auf Englisch
den Grund für die vielen bemalten Türen: die Stadt Funchal
hatte mit Kunststudenten ein Projekt zur
Verschönerung der Altstadt ins Leben gerufen. Eine
prima Idee. Die Altstadt wirkte in diesem Bereich optisch gepflegt
und fröhlich. Alle paar Meter hatte man zudem die Möglichkeit,
in eines der vielen kleinen Restaurants mit Außenbestuhlung
einzukehren, um die Atmosphäre in Ruhe auf sich wirken zu
lassen. Leider waren die davor „lauernden“ Werber,
die einen zum Platznehmen überreden wollten, nach dem 10.
Restaurant schon ziemlich nervig. Schließlich erreichten
wir das Fortaleza Sao Tiago, eine alte Festung,
die früher mal Funchal vor Piratenübergriffen schützen
sollte. Heute befand sich ein Kunst- und ein Militärmuseum
im Inneren. Wir erstiegen die gelbgetünchten Festungsmauern.
Von hier aus bot sich in aller Ruhe ein toller Blick auf den Hafen
mit den Kreuzfahrtschiffen
und die ganze quirlige Stadt. Ein herrliches Panorama und zusätzlich
wurde die Urlaubsstimmung abgerundet durch das tolle Wetter: 23
Grad bei herrlichstem Sonnenschein.
Das nächste Ziel auf unserer Entdeckungstour war die
Markthalle, die Mercado dos Lavradores (übersetzt:
Bauernmarkt), an der wir bereits mit dem Bus vorbei gekommen waren.
Um sie zu erreichen, mussten wir zu der vierspurigen Einfallsstraße,
die zur Autobahn führte, zurück. Direkt vor dem Eingang
boten Blumenverkäuferinnen in Trachten ihre frische Ware
an, in der Halle herrschte reges Treiben zwischen den vielen Ständen
mit tropischen und subtropischen Obst- und Gemüsesorten.
Eine tolle Atmosphäre herrschte hier, auf jeden Fall einen
Besuch wert. Und man konnte auch alles vor dem Kauf probieren,
auch die Früchte, die wir noch nie gesehen hatten, geschweige
denn ihren Namen kannten. Das Ganze spielte sich auf zwei Etagen
ab (s.
auch unser Video). Im hinteren Teil der Halle war der Fischmarkt
angesiedelt. Das konnte man auch riechen ;-). Da wir aber noch
nie zu den Frühaufstehern zählten, konnten wir nur noch
die Aufräumarbeiten und die letzten Fischreste begutachten.
Dazu zählte auch der auf Madeira so beliebte „Espada“
(Degenfisch aus der Tiefsee), der so schmackhaft aber total hässlich
sein sollte. Ok, hässlich
war er.
Weiter gings auf der anderen Seite der vierspurigen Einfallstraße
in Richtung Funchal Zentrum und „Kathedrale Sé“
(Bedeutung: Bischofssitz) bzw. Bank von Portugal. Vor der Kathedrale
versammelten sich zu der Zeit gerade bestimmt 200 Menschen, alle
in festlicher Garderobe. Sollte gleich ein Gottesdienst stattfinden?
Da sich aber auf der fußläufigen Allee, die von der
„Banco do Portugal“ auf die Kathedrale zuführte,
mit der Zeit eine Art Spalier aus Menschen bildete, kam uns das
alles etwas rätselhaft vor. Plötzlich ruhte auch der
auf der parallel verlaufenden Straße fließende Verkehr
und eine lange Kolonne von Jugendlichen in schwarzen Anzügen
und Kleidern näherte sich der Kirche. Insgesamt machte alles
einen sehr festlichen Eindruck. Wir waren zwar nicht genau dahinter
gekommen,
um was es hier ging, aber wir vermuteten eine Art Abschlussfeier
von Abiturienten. Während wir so auf einer der Bänke
saßen und dem Treiben zuschauten, war meine Frau ganz verzückt
von den „tollen“ hochhackigen Schuhen, die die Mädels
trugen. Ich fand die kurzen Kleidchen auch nicht schlecht ;-).
Ok, weiter über den Boulevard parallel zur Avenida Arriaga,
vorbei an der Bank von Portugal, Richtung Park Sao Francisco.
Vor dem Café do Teatro spielten drei Musikanten für
die Gäste, die es sich an den zahlreichen Tischen bequem
gemacht hatten. Leider war für uns hier kein Tisch mehr frei.
Am Eingang zum Park kamen wir an einem netten Springbrunnen mit
Ententeich vorbei, in dem ein sehr beliebtes Fotomotiv stand,
die zwei „fröhlichen Steinknaben“.
Der Park selbst war ein absoluter Ruhepol in der sonst quirligen
Hauptstadt Funchal. In der Nähe eines kleinen Amphitheaters
fanden wir schließlich, umgeben von Pagodenbäume, eine
Restauration, wo wir uns einen kleinen Snack zu recht günstigen
Preisen bestellten.
Nach einer Weile machten wir uns frisch gestärkt wieder auf
den Weg, das Zentrum weiter zu erkunden. Insgesamt stellte es
sich sehr abwechslungsreich dar: schmale Gässchen, Einkaufszentren
mitten in Häuserblöcken (mal mit Ramsch, mal sehr modern),
zahlreiche Geschäfte mit einem Angebot von Kleinkram über
Lebensmittel bis zu modischen Artikeln, nett gestaltete
Plätze und Restaurants. Größtenteils waren die
Häuser aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts, aber sehr
gut erhalten. Fast alle fußläufigen Bereiche und Plätze
zierten Mosaiken mit verschiedenen schwarzweißen Mustern.
So auch auf dem Platz vor dem Rathaus, dem Praca do Municipio.
Laut Reiseführer sollte der Bodenbelag durch die geschwungene
Form dreidimensional wirken. Uns blieb dies aber irgendwie verborgen.
Schließlich erreichten wir wieder den Busbahnhof in der
Nähe der Hafenpromenade. Da wir vor der Rückfahrt noch
Zeit hatten, machten wir es uns vor dem „Grand Cafe
Columbus“ direkt neben der Seilbahnstation gemütlich
und genossen den nahenden Sonnenuntergang bei einem guten Glas
Rotwein. Ein Kellner verzierte derweil mit viel Liebe einen angestrahlten
alten Baumstumpf mit einer großen Auswahl an Muster-Cocktails.
Ein letzter Blick noch von der Uferpromenade auf das mittlerweile
beleuchtete Funchal und den Hafen, aus dem gerade ein großes
Kreuzfahrtschiff in Richtung offenes Meer aufbrach, und dann bestiegen
wir den Bus zurück nach Canico de Baixo. Als Fazit konnten
wir nur sagen, dass sich der Besuch von Funchal sehr gelohnt hatte.
Die Hauptstadt war sehr abwechslungsreich, gepflegt, verfügte
über schöne Plätze und Parks, alte Gebäude
und eine urige Altstadt. Für botanisch Interessierte sollte
noch ein Besuch des Botanischen Gartens mit Papageienpark
und Orchideengarten auf dem Programm stehen. Wir haben
keinen Ausflug dorthin gemacht, da wir bereits in Monte den Botanischen
Garten besichtigt hatten. Aber scheinbar wären im Botanischen
Garten von Funchal mehr blühende Blumen zu sehen gewesen.
Auf eine Anfahrt der Hauptstadt mit dem Auto sollte man möglichst
verzichten, da sich die Fahr- und Parksituation teilweise recht
kaotisch darstellte.
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