Sa. 19.11.11
Wie schon am Vortag vorgenommen, ging es gleich nach dem Frühstück
zu Magoscar/Magosbike. Eigentlich hatte ich vor, zum Eingewöhnen
an die Straßen von Madeira (viele Kurven, starke Steigungen)
erst ein Auto und dann ein Bike zu mieten, aber für den Folgezeitraum
hatte schon eine Gruppe vorreserviert. Also doch erst ein Motorrad
und dann ein Auto. Die kleinste Maschine mit 650ccm und 50PS war auch
schon verliehen und so wurde es für fünf Tage (länger
leider
nicht verfügbar) eine BMW F650GS Twin mit 800ccm, 71PS,
ABS und Griffheizung. Auch nicht schlecht ;-). . Warum wir
überhaupt ein Auto zusätzlich haben wollten? Ganz einfach:
ein Motorrad dieser Klasse kostete in etwa das Doppelte von einem
Auto. - Kurze Zeit später war es soweit und ein Angestellter
brachte uns mit dem Auto in östlicher Richtung zu der Garage
von Magoscar in der Nähe von Assomada (Autobahnabfahrt
Nr. 17), wo wir unsere vollgetankte BMW in Empfang nehmen sollten.
Nachdem wir unsere eigenen von Deutschland mitgebrachten Motorradklamotten
angezogen hatten, machte ich erst mal allein einen kurzen Abstecher,
um die Maschine etwas besser kennenzulernen. Da auf dieser Insel irgendwie
alles am Berg liegt, führte mich meine erste Fahrt gleich steil
den Hang hinauf. Uih,
war die BMW eine „Kletterziege“, wie geschaffen für
steile Serpentinen. Auch zu zweit alles kein Problem, nur die Blinkerschalter,
BMW-typisch links und rechts, waren bei diesem Modell etwas
gewöhnungsbedürftig. Nachdem wir wieder an unserem Hotel
angekommen waren, machte ich noch solo eine kleine Spritztour, um
das Fahrverhalten noch besser kennenzulernen ;-). Die Fahrt führte
mich unter Umgehung der Autobahn über etliche Kurven die Küste
entlang Richtung Funchal. Woah, war das plötzlich
eine tolle Aussicht auf die Hauptstadt von Madeira. Alles lag vor
mir, das Meer, die Stadt und der Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen.
Auch eine Aida zählte dazu. Da wir letztens mit
der AIDAluna in der Karibik waren, trieb mich die Neugier weiter
nach Westen zum Hafen. Mitten durch die quirlige Stadt, durch Kreisverkehre
und vorbei an der Promenade erreichte ich den Kai, wo ich schließlich
von einem freundlichen Security-Mann gestoppt wurde. Ab hier bis zur
AIDA sollte es nur noch zu Fuß weitergehen. Schade, wäre
am liebsten bis zum Schiff durchgefahren ;-). Bei dem Anblick wurden
tolle Erinnerungen an unsere Hochzeitsreise wach. Auf dem Rückweg
zum Hotel fand ich leider in dem Straßengewirr von Funchal die
Zufahrt zur Küstenstraße nicht wieder und landete doch
auch der Autobahn (das Vermeiden der Küstenautobahn sollte auch
in Zukunft ein Problem werden und lässt sich nur das Einprägen
von Namen kleiner Ortschaften umgehen). Kaum war ich auf der kurvigen
zweispurigen „Rennstrecke“, da fing es auch schon an,
ein wenig von oben zu tröpfeln. Mist, gleich bei der ersten Tour
eine durchnässte Jeans bekommen. Also auf den nächsten Tunnel
hoffen. Der ließ auch nicht lange auf sich warten und kaum war
ich wieder aus diesem heraus, schien die Sonne schon wieder. Madeira
halt. Mit Schauern musste man immer mal rechnen, aber lange dauerten
sie nie an. Uns gab man auch später noch den Wetter-Tipp, bzgl.
der Tour-Planung flexibel zu sein: wollte man auf
der Südhälfte der Insel an einem Tag in den Westen fahren
und dort regnete es, so sollte man an diesem Tag umdisponieren und
den Osten anfahren und umkehrt. Fast eine Garantie, dass man immer
schönes Wetter hatte. Weil ich meine erste Tour so toll fand,
habe ich sie, gleich nachdem ich wieder im Hotel war, mit meiner Frau
nochmal wiederholt. Es war doch noch viel schöner, solche Eindrücke
zusammen zu erleben. Bevor sich dieser Tag dem Ende zu neigte, genossen
wir noch ein leckeres Abendessen in netter Atmosphäre im Restaurant
Galomar unseres Hotels. Dies hätten wir noch weit mehr genossen,
wenn wir jetzt schon gewusst hätten, was uns diesbezüglich
in der nächsten Zeit noch erwarten würde.
So. 20.11.11
Nach einem ausgiebigen Frühstück bei herrlichstem Wetter
auf der tollen Poolterrasse vor dem Restaurant Galomar (s. auch Video)
sollte es
die Küstenstraße gen Osten nach Machico und Porto da Cruz
gehen. Immer darauf bedacht, die landschaftlich schönere und
auch ruhigere Küstenstraße zu erwischen. Also fuhren wir
über etliche Serpentinen nach Gaula und Santa
Cruz in Richtung Flughafen (weitere Bilder
und die nachverfolgbare Route findet Ihr in unserer
Bildergalerie 5).
Kurz hinter Santa Cruz nach einem Kreisverkehr schien plötzlich
die Straße im Nichts zu verschwinden. Wir konnten gar nicht
sehen, wo sie weiterging. Man sah nur noch das Meer und die Landebahn
des Flughafens im Hintergrund. Beim Näherkommen sahen wir den
Grund: die Straße hatte bei dieser Ausfahrt des Kreisverkehres
ein Gefälle von bestimmt 16%. Vorsichtig rollten wir steil bergab
und gelangten so unter die von etlichen Stützpfeilern getragene
Landebahn. Interessanterweise lagen hier auch etliche Segel- und Sportboote
(s. auch während
der Fahrt gefilmtes Video in unser Film- und Bildergalerie). Doch
wo war die Küstenstraße nach Machico? Weg. Also doch wieder
auf die Küstenautobahn und die nächste Abfahrt wieder runter.
So erwischten wir doch noch die Straße oberhalb der Landebahn
und nach Umfahrung eines Bergvorsprungs lag schließlich Machico
vor uns. In der Nähe des Ortseinganges, wo auch die Autobahn
wieder aus dem Tunnel kommt, erwischte uns ein November-Regenschauer.
Da es um 20 Grad warm war und er nur von kurzer Dauer, beschlossen
wir nach dem Parken des Bikes, die
Promenade entlang zu schlendern, um uns ein kleines Restaurant in
der Nähe des Hafens für eine Stärkung zu suchen. Von
dort fiel der Blick auf die Bucht mit dem zur einen Hälfte aus
Sand und zur anderen Hälfte aus dicken Kieseln bestehende Strand.
Am anderen Ende ragte der hohe Gebäudeklotz des größten
Hotels von Machico in den Himmel: „Dom Pedro Baia“. Da
Machico zu Anfang der Reisevorbereitungen wegen des Sandstrandes in
die enge Wahl gekommen war, waren wir nun froh, nicht dieses Hotel
gebucht zu haben. Frisch gestärkt machten wir uns dann bei einem
Mix aus Sonne und Wolken auf, den Ort zu erkunden. Sehr viel Interessantes
gab es nicht zu sehen, außer einer alten kleinen Festungsanlage
und einer Kirche. Irgendwo sollte es noch ein Amphitheater geben (wie
sich später bei der Weiterfahrt herausstellte, war es eine Art
Fußballstadion) , aber die Suche brachen wir bald ab und gingen
an dem breiten von hohen Betonmauern eingefassten Flusslauf zurück
zum Motorrad.
Unser nächstes Ziel war nun Porto da Cruz. Da es in Richtung
Norden ab Machico keine Autobahn mehr gab, mussten wir nicht lange
suchen, um die richtige Landstraße zu finden. Nach wenigen Kilometern
zwischen Berghängen hindurch, fuhren wir in den ersten Tunnel.
Kaum wieder raus, machte sich ein plötzlicher Temperatursturz
bemerkbar, bevor es schon wieder in den nächsten Tunnel ging.
Dieser war ganz schön lang und hatte ziemliches Gefälle.
Schließlich lag der kleine von Berghängen umgebene Ort
Porto da
Cruz an der nordöstlichen Steilküste von Madeira
vor uns. Nach dem Parken des Bikes gingen wir hinunter zur Promenade,
die direkt oberhalb des grobkieseligen Strandes mit der heftig rauschenden
Brandung verlief. Baden im Meer war hier nicht zu empfehlen, darum
wurde direkt an der Promenade ein geschützter öffentlicher
Meerwasserpool angelegt. Direkt daneben konnte man sich in einem kleinen
Restaurant stärken. Wir gingen aber die nett angelegte Promenade
weiter in westlicher Richtung um einen Felsvorsprung aus Lavagestein
herum. Es bot sich ein toller Blick die Steilküste entlang bis
hin zur Ponta do Espigao Amarelo, die noch von Sonne beschienen wurde.
Bei uns war der Himmel aber
total bedeckt und die Temperatur bestimmt vier bis fünf Grad
geringer als an der Südküste. Außerdem sah es so aus,
als wollte es jeden Augenblick anfangen zu regnen. Wir waren jedenfalls
froh, unsere Motorradjacken an zu haben. Ein Stückchen weiter
hörten wir ein dunkles Grollen, das von einer ins Lavagestein
gewaschenen Höhle stammte, in der sich die hohen Wellen brachen.
Da der Weg direkt oberhalb der Höhle entlang führte, musste
man auf den Rhythmus der Wellen achten, um nicht ungewollt geduscht
zu werden. Vorbei an einer von hohen Mauern und Felsen geschützten
etwas verwahrlosten Slipanlage für kleine Boote, einer Zuckerrohrfabrik
(nur in Betrieb von April bis Juni) und einer weiteren Badeanlage
schlenderten wir zurück zum Motorrad. Auf dem Rückweg nach
Canico de Baixo nahmen wir ab Machico die Autobahn bis Santa
Cruz (sparte einfach Zeit), wo wir oberhalb des Ortes ein
kurzen Zwischenstopp an einem Aussichtspunkt einlegten. Gut konnte
man von hier aus den Anfang der Landebahn des nahegelegenen Flughafens
sehen. Auch das Wetter hatte sich, im Vergleich zur Nordküste,
wieder gebessert: wärmer und sonniger (s. linkes Foto). |