22.07.08
Letzter richtiger Urlaubstag: Grit wollte heute einen „Lese-
und Beinebaumeltag“ einlegen und ließ sich am Ende des
Hafens von Molivos in den schweren Sesseln der
„Havanna Bar“ bei einem kühlen Getränk und dezenter
Beachmusik nieder. Sebastian und ich schwangen uns auf die Enduro
und düsten über Skala Sikamineas Richtung Tsonia im Norden
von Lesbos. Unser Bike-Vermieter hatte uns den Tipp gegeben, dass
dort noch ein schöner feinsandiger Strand sein sollte, was ja
nach unseren bisherigen Erfahrungen recht selten auf Lesbos der Fall
war. Kurz hinter der Tankstelle am Ortsausgang von Molivos kam uns
plötzliche eine Frau auf einem Esel entgegen. Etwas später
weitere 20 Esel und eine Menschenansammlung, die scheinbar auf weitere
Esel als Transportmittel nach Molivos wartete. Zwar nicht so schnell
wie unser 50PS Motorrad, aber bestimmt eine interessante Erfahrung
für alle, die mal ein traditionelles Fortbewegungsmittel auf
einer griechischen Insel kennenlernen wollten.
Mit dem Erreichen des höchsten Punktes der Straße bot sich
uns ein toller Blick über die Küste und auf das nicht weit
von Lesbos entfernt gelegene türkische Festland. Schließlich
nahmen wir auf der Hauptstraße nach Mytilini den Abzweig Richtung
Klio. Kurz hinter dem Dorf sollte uns laut Straßenkarte (Stand:
2007) eine Schotterpiste erwarten, stattdessen rollten
wir über eine gut ausgebaute Asphaltstraße. Doch plötzlich
wurde es schmaler und der Asphalt wich doch noch Schotter. Na, dann
sollte ich als begeisterter Endurofahrer doch noch auf meine Kosten
kommen. Nichts da, nach 200m war die Straße bis fast zum Strand
von Tsonia wieder befestigt. Sehr merkwürdig, oder einfach nur
griechische Bauweise?
Wie von dem Bike-Vermieter versprochen, bestand der Strand wirklich
aus feinem Sand. Die Bucht selbst war sehr ruhig: vielleicht 20 Sonnenhungrige
lagen an dem langen Strand mit den im hinteren Bereich Schatten spendenden
Tamariskenbäumen. Wir besuchten die einzige einfache Taverne
und mussten leider feststellen, dass die Speisekarte mehr im Angebot
hatte, als man tatsächlich bestellen konnte. Wenn es auch kein
Souflaki mehr gab, so wenigstens einen großen griechischen Salat.
Der war o.k. und etwas falsch machen konnte man mit so einer Bestellung
eigentlich nie.
Um nicht wieder den gleichen Weg zurückzufahren, wählten
wir die kaum befahrene Strasse, die uns über Stypsi nach Molivos
führen sollte. Nach etlichen Kurven legten wir bei einer kleinen
Kapelle einen Zwischenstopp ein. Mit dem Ausschalten des Motors wurden
wir umgeben von absoluter Stille, die nur von dem Zirpen der Zikaden
und dem Geläut der Ziegenglöckchen unterbrochen wurde. Den
Blick konnte man weit über das Hinterland bis hin zum Golf von
Kalloni schweifen lassen. Als wir schließlich Stypsi erreichten,
wurde die Straße ziemlich schmal. Links und rechts saßen
wieder alte Männer auf ihren Stühlen vor den Häusern
und musterten uns interessiert. Ein (1) stehendes Auto sorgte hier
schon für einen
Stau und kein Fortkommen, weder aus der einen noch aus der anderen
Richtung, war mehr möglich. Und Griechen ließen gerne mal
ihr Auto da stehen, wo sie gerade waren, um ein Quätschchen mit
Bekannten zu halten. Aber wir saßen ja auf einem Motorrad und
so ging die Fahrt weiter bis zum Hotel Amfitriti in Molivos, wo uns
etwas ganz Blödes erwartete: Koffer packen. Igitt! Nachdem diese
negative Begleiterscheinung eines sich zur Ende neigenden Urlaubes
erledigt war, wollten wir noch mal richtig schön essen gehen.
Ziel: Taverne des Hotels „Olive Press“. Der Chef, wieder
am Eingang zur Terrasse bei seinem großen Ouzofass stehend,
erblickte uns sofort und wollte uns gleich einen Tisch anbieten. Doch
Moment, da fehlte doch noch was! Er ging noch mal zurück und
schenkte uns erst mal einen Ouzo aus seinem Fass ein. Danach „durften“
wir an einem Tisch direkt am Meer platz nehmen ;-). Das Essen schmeckte
wieder vorzüglig (bei mir war es Chicken-Filet) und die Stimmung
war ausgeglichen und fröhlich. Das spätere Abräumen
der Teller war dann schon fast eine kleine Show, initiiert vom Chef
des Hauses. Er warf einfach die Teller seinen Kollegen zu, was, von
Scheppern begleitet, nicht immer so klappte, und fing dabei an, zu
singen und zu tanzen. Zum Abschluss unseres Urlaubs auf Lesbos wurde
uns also noch ein griechischer „Teller-Tanz“ mit Gesang
geboten. Ob der auch einen folkloristischen Hintergrund hatte? ;-)
Nach einem Absacker an unserem Hotel-Pool fielen wir dann gegen 01:00Uhr
müde ins Bett.
23.07.08
Abreisetag: Frühstück bis 10:00Uhr, gammeln bis 12:00Uhr,
Zimmer räumen. Mist.
Da uns laut Wetterbericht in Deutschland nicht ein so toller Wetter
wie hier erwarten sollte, hatten wir die kurzen Sachen bereits in
den Koffer gepackt und mussten uns nun in lange Hosen zwängen
(ganz schön warm bei diesen Temperaturen). In dieser ungewohnten
Bekleidung fuhren wir zum Abschiednehmen mit unseren Bikes noch ein
letztes Mal zum Hafen in die Havanna Bar.
Gegen 14:15Uhr wurden unsere Koffer mit einem Hyundai Van abgeholt
und 200m weiter an der Hauptstraße bei einer Bushaltestelle
abgestellt. Ein letzter Gruß noch vom freundlichen Verleiher
von Euro Motors und wir leisteten unseren einsam an der Straße
stehenden Koffern Gesellschaft. Schließlich kam der Reisebus.
Aber er kam nicht sehr weit. Bald nachdem er die gefährlichen
Serpentinenstrecke hinter sich gebracht hatte, gab es einen ohrenbetäubenden
Knall. Bei einem Halt stellte sich heraus, dass einer der hinteren
Zwillingsreifen geplatzt war. Danach ging es nur noch mit Tempo 30
weiter in Richtung Flughafen. Bis endlich eine Tankstelle auftauchte,
wo der Reifen in kurzer Zeit gewechselt wurde. Würden die andern
Reifen die letzten 14km bis Mytilini Airport halten? Ab jetzt ging
aber alles glatt und so schwitzten wir schließlich bei 37Grad
im Schatten vor der Abfertigungshalle. In Deutschland sollten uns
ja nur noch 21Grad mit zeitweiligen Schauern erwarten.
Aber am Wochenende sollte das Wetter besser werden. Warten wir es
mal ab…
Viel Spaß noch beim Träumen ;-)
Gruß
Dirk
P.S.: Für Euer Feedback zum Reisebericht (Lob oder Tadel gern
gesehen!) steht Euch das GÄSTEBUCH
zur Verfügung.
Für Fragen zum Urlaub auf Lesbos nutzt bitte unser Lesbos-FORUM
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