20.07.08
Für heute hatten wir uns eine Besichtigung des petrified forest
(verscheinerter Wald) im Westen von Lesbos vorgenommen. Pünktlich,
wenn
auch dreckig, stand unser bestellter Mietwagen vor dem Hotel Amfitriti.
Je mehr wir uns unserem Ziel näherten, desto karger wurde die
Landschaft, bis schließlich schlagartig auf den baumlosen Hügeln
nur noch wadenhohes Gebüsch existierte. Kaum hatten wir eine
Ansammlung von Windrädern passiert, da lag der versteinerte Wald
vor uns. Wer sich jetzt vorstellt, dass dort haufenweise versteinerte
Bäume rumstanden, der irrt. Nach dem Entrichten von 2€ Eintrittsgeld
(Taschen mussten abgegeben werden) konnte man zwischen einigen umgefallenen
und versteinerten Baumresten herumlaufen. Eine verdammt schweißtreibende
Angelegenheit, denn Schatten war so gut wie nicht vorhanden. Die bunt
schillernden Baumfragmente durften nicht angefasst werden und waren
größtenteils eingezäunt, was einige Touristen, die
scheinbar nicht fähig waren, Hinweisschilder
zu lesen, nicht davon abhielt, sich für ein Foto auf diese Baumreste
zu setzen.
Da sich die Bäume nach dem dritten Exemplar alle ähnelten,
nahmen wir Abstand von dem über eine Stunde dauernden markierten
Rundweg und machten uns auf nach Sigri. Das kleine Dörfchen bestand
nur aus ein paar Häusern, einer Hand voll Tavernen und einer
Burgruine, von der nur noch die Umgebungsmauern standen. In der Nähe
des Hafens, der von zwei vorgelagerten Inselchen beschützt wurde,
suchten wir eine Taverne auf, um uns mit Sandwiches aus dunklem Brot
(selten auf Lesbos) und Cola zu stärken (s. auch unsere Kostenübersicht).
Nach etwas Schlendern durch die menschenleeren Gassen (Hauptsaison!)
bestiegen wir wieder unser Auto und fuhren nach Skala Eressou. Auf
dem Weg vom kostenlosen Parkplatz zum Strand merkten wir, warum Skala
Eressou auch mal die Hochburg von Sappho genannt wurde. Einige gleichgeschlechtliche
Pärchen und Reiseveranstalter mit Fahrten in den Sonnenuntergang,
aber nur für Frauen, zeugten davon.
Laut Reiseführer sollte hier einer der schönsten Strände
von Lesbos sein. Ein Foto zeigte ein idyllisches fast menschenleeres
Fleckchen Strand mit einer Taverne. Uns stellte sich das momentan
etwas anders dar. Der Strand war zwar schön und ganz feinkieselig
(also keine großen Kiesel, wie sonst vielfach auf Lesbos), aber
besonders im nördliche Teil mit den Mietsonnenschirmen und Wassersportmöglichkeiten
total überlaufen. Der südliche Teil gefiel uns besser, da
er nicht ganz so belebt war und so suchten wir uns zwischen den über
den Strand ragenden Tavernen ein Schattenplätzchen. Das Meer
lag ruhig vor uns und es machte hier Spaß, sich in die glasklaren
Fluten zu stürzen.
Der Sonnenstand zeigte uns irgendwann, dass es langsam Zeit wurde,
an den Rückweg zu denken. Dies taten wir aber nicht, ohne vorher
noch in der an der Promenade gelegenen Taverne Sappho einzukehren
und gemütlich, mit Blick auf das Meer und das Treiben am Strand,
etwas zu trinken. Etwas weiter lag auch eine interessante Bar mit
Namen „Aqua“. Sie machte ihrem Namen alle Ehre, denn dort
saßen alle Gäste in einem Wassernebel, der durch Zerstäuber
und große Ventilatoren erzeugt wurde. Bestimmt eine schöne
Abkühlung an heißen Tagen. Einige andere Bars schienen
regelrechte „In-Bars“ zu sein, denn sie waren schon zu
dieser Tageszeit gerappelt voll.
Die Rückfahrt führte uns, da wir einen Abzweig zu früh
nahmen, mitten durch den Ort Skalochori und durch enge Gassen, die
schon fast ein Einklappen
der Außenspiegel nötig machten. Scheinbar platzten wir
hier mitten in die Vorbereitungen zu einem Fest, denn wir konnten
den Aufbau einer Bühne beobachten und überall saßen
alte Männer und Frauen auf Stühlen vor ihren Häusern,
was die Gassen noch enger machte. Manchmal lohnte sich auch Verfahren,
wenn man etwas von dem ursprünglichen Leben und Treiben der Inselbewohner
mitbekommen wollte.
Kurz hinter Petra hielten wir noch an einem Aussichtspunkt an. Der
Ausblick auf das beleuchtete Molivos direkt nach Sonnenuntergang war
einfach zu schön, um einfach weiterzufahren.
Zum Abendessen gingen wir wieder in die Taverne „Olive Press“.
Das soll jetzt hier keine Reklame werden, aber dort gab es wirklich
das beste Essen von Molivos und einen immer gut gelaunten Chef, der
heute sogar spontane gesangliche Qualitäten bewies. Meine Freundin
zog es danach zurück zum Hotel „Amfitriti“ und ins
Bett, Sebastian und ich tranken noch etwas am Hotelpool, bevor uns
plötzlich die Rasensprenger von unseren Stühlen vertrieben.
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