Tag 7 Isla de Margarita, 29.11.2013:
Was hatten wir bis jetzt von der zu Venezuela gehörenden
Isla Margarita gehört? Nicht besonders gute Sachen:
hohe Kriminalitätsrate, Hauptumschlagplatz für Drogen,
Armut, Inflation von 50%, größte Stadt Porlamar gefährlich
und sollte nur in Gruppen besucht werden, und den Tipp, wertvolle
Dinge möglichst im Kabinensafe zu lassen oder zumindest nicht
offen zu tragen...
Also war wohl gesunde Vorsicht angesagt.
Heute hieß es erst mal, früh aufzustehen, denn nach
einem schnellen Frühstück war Sammeln für unsere
gebuchte "Tour für Naturliebhaber“
bereits um 08:45Uhr angesetzt.
Der Kapitän gab vorher noch mehrmals den Hinweis, dass auf
der Insel eine Zeitverschiebung von 30 Minuten
bestand, wir aber unbedingt darauf achten sollten, uns nach
der normalen Bordzeit zu richten, damit alle Passagiere
wieder rechtzeitig zum Auslaufen um 18:00 Uhr an Bord waren.
Ganz ungewohnt, stiegen wir im Hafen von El Guamache
auf der Steuerbordseite aus und das erste, was wir sahen, war
eine kleine Menschentraube bei einem Hafengebäude. So ließen
sich in der Karibik immer die Standorte von „Free WIFI“
erkennen.
Vorbei an Palmen und zahlreichen Souvenirständen ging es
zum Bus. Auf der Fahrt gen Osten in Richtung
der größten Stadt Porlamar fiel uns auf, dass die Gegend
relativ öde und links und rechts der Straßen alles
ziemlich verdreckt war. In den meisten Bereichen
glitzerte der Randstreifen in der Sonne von Unmengen an fein zerschlagenen
Flaschenresten. Dahinter befanden sich armselige Häuser
mit total vergitterten Fenstern. Und Autos fuhren auf
den Straßen herum...; abenteuerliche Straßenkreuzer,
die von Kuba oder aus einem uralten amerikanischen Film stammen
konnten und schon allein beim Anlassen 30 Liter verbrauchten oder
auch Kisten, die wohl schon 10 schwere Unfälle hinter sich
hatten, aber immer noch fuhren (warum und wie auch immer das möglich
war).
Kurz vor Porlamar bogen wir nach Norden in das hügelige Hinterland
ab. Gleich wurde die Vegetation üppiger und die Umgebung
grüner. Schließlich war ja auch unser erstes
Ziel ein „Botanischer Garten“.
Zu sehen gab es allerlei einheimische Pflanzen wie Palmen, Affenbrotbäume,
Kakteen, Orchideen und Bambus. Dazwischen tummelten sich Schildkröten,
die entweder unanständige Sachen machten oder versuchten,
den Besuchern in die Füße zu beißen, Papageien
und in begrenzten Bereiche kleine Schlangen und Krokodile. Die
nächste „Attraktion“ wurde dann von unserer Ausflugsgruppe
im Gänsemarsch begangen: ein kleines aus Hecken bestehendes
Labyrinth. Zum Abschluss konnten wir dann noch
verschiedene einheimische Früchte probieren, wie zum Beispiel
die kleinen fingerlangen und süßen Bananen, Melonen,
Ananas oder Mango. Na ja, halt alles nicht direkt etwas Ungewöhnliches.
Da war schon fast die „Multikulti“-Lebensgeschichte
unseres einheimischen Reiseleiters spannender: er war Pakistani
und hatte seine Frau, die aus Venezuela stammte, in Östereich
kennengelernt. Später heirateten sie und bekamen Kinder in
Mexico. Jetzt lebten sie auf der Isla Margarita und sprachen größtenteils
Deutsch zuhause. Er erzählte uns auch, dass auf der Insel
Benzin wesentlich preiswerter als Trinkwasser
angeboten wurde. Eine Tankfüllung von 50 Litern kostete ca.
70 Bolivar (umgerechnet
etwa 9,80€; Stand Anfang 2015). Das zweieinhalbfache war
dagegen für eine Wasserflasche mit 0,25L Inhalt zu berappen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem nicht weiter erwähnenswerten
Shop mit kitschigen Klamotten und Perlenverkauf,
näherten wir uns dem Highlight des Ausflugs, dem Nationalpark
"Laguna de la Restinga".
Dort stiegen wir zu jeweils vier Personen in Motorboote um, die
uns durch die Mangroven fahren sollten. Zuerst düsten wir
bei herrlichstem Wetter mit hohem Speed über einen großen
See, um dann mit langsamer Geschwindigkeit über die einem
Irrgarten ähnlichen Kanäle zu schippern. Ohne unseren
kundigen Bootsführer hätten wir wahrscheinlich nie wieder
den Anleger gefunden. - Schon erstaunlich, wie hoch solche Mangroven
werden konnten und wie viele Wurzelausläufer sie im Laufe
der Zeit entwickelt hatten. Ab und an konnten wir Pelikane
und unter Wasser handgroße rosafarbene Seesterne
entdecken. Es war interessant, so etwas mal aus
der Nähe zu sehen bzw. mittendrin zu sein. Dieser Teil der
Tour hatte sich wirklich gelohnt und Spaß gemacht.
Einen Eindruck von der Fahrt durch die Mangroven könnt Ihr
in unserem Film
über unseren Ausflug auf der Isla de Margarita bekommen.
Als wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, brachte
uns der Bus ein paar Kilometer weiter nach "Boca
del Rio" zum Museum für Meereskunde.
Gleich am Eingang sprang uns ein Verbotsschild mit drei Hinweisen
ins Auge. Der erste Hinweis war uns ja bereits bekannt: in der
Öffentlichkeit war Rauchen nicht erlaubt
(galt übrigens auf der ganzen Insel). Das
zweite Verbot hatten wir noch nirgends gesehen, schon gar nicht
bei einem Museum: ab hier war es untersagt, Schusswaffen
und Munition mitzuführen. Hm, was sollten wir jetzt
daraus schließen? Was bedeutete dann erst der Umkehrschluss?
Weiterhin untersagte der Hinweistext auch „Discrimination
racial“ und stattdessen sollte die Würde, Ehre, Moral
und die Person unabhängig von ethnischer Herkunft und Nationalität
geachtet werden. Andere Länder, andere Hinweisschilder...
Im Museum selbst erwarteten den Besucher Haie, Schildkröten
und Aquarien mit lokalen Fischen.
Wieder am Hafen angekommen, mischten wir uns
unter die Menschen in der „Free Wifi Zone“
und hofften auf einen freien Kanal. Irgendwann klappte es dann
und wir hatten Verbindung mit zuhause. Manchmal etwas sehr langsam,
aber zumindest billiger als der zu bezahlende WLAN-Zugang an Bord
der AIDAluna. Zusätzlich gab es hier noch ein Angebot an
preiswerten alkoholfreien Getränken und Bier für 1$
pro Flasche.
Bis wir schließlich wieder an Bord gingen, die Eingangskontrollen
hinter uns gebracht und uns frisch gemacht hatten, waren die Hauptrestaurants
bereits geschlossen. Also speisten wir in der Pizzeria (Nudeln
und Pizza). Bier gab es aber nicht mehr inklusive, da die Zeit
außerhalb der Öffnungszeiten der Haupt-Restaurants
lag, und musste gegen Bezahlung bei der Pool-Bar geholt werden.
Warum buchten wir gerade diesen Ausflug
für „Naturliebhaber“ auf der Isla de
Margarita?
Aufgrund der Hinweise, dass der Besuch der nahe an Venezuela liegenden
Insel nicht ganz ungefährlich sein sollte, wollten wir weder
etwas auf eigene Faust unternehmen noch einen Ausflug in den Hauptort
Porlamar machen. Andererseits wollten wir auch den Tag nicht auf dem
Schiff „vertrödeln“. Wir waren ja schließlich
in die Karibik geflogen, um etwas von der Gegend kennenzulernen. Deshalb
wählten wir eine „sichere“ Natur-Tour. Unsere Entscheidung
schien auch nicht so verkehrt gewesen zu sein, denn im Februar des
folgenden Jahres ereignete sich ein tragischer Vorfall
in einem Einkaufszentrum in Porlamar, bei dem ein AIDAluna-Passagier
erschossen und ein anderer schwer verletzt wurde.
Also, wenn Ihr vorhabt, die zu Venezuela gehörende Isla de
Margarita zu besuchen, vergesst eins nicht: Venezuela gilt als
eines der gefährlichsten Länder der Welt (noch vor Mexiko,
Kolumbien und Brasilien). Auch AIDA-Cruises hatte sofort auf den
Zwischenfall reagiert und bei den folgenden Karibik-Kreuzfahrten
die Insel wegen Sicherheitsbedenken aus dem Programm genommen.
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