Fahrt Richtung Sagres
(20.02.07, südwestlichster Zipfel von Europa):
Um von Alvor an den südwestlichen Zipfel von Europa zu kommen
gibt es zwei Möglichkeiten: die schnelle über die Autobahn
(kostenfrei, im Gegenteil zur A2 Richtung Lissabon) und die landschaftlich
schöne Strecke die Küste entlang. Wir entschieden uns für
die Küstenstrecke, da wir auch etwas von der vielgerühmten
Steilküste der Algarve sehen wollten.
Der Weg führte uns über die Nationalstrasse 125 und Lagos
zur Bucht von Luz. Nach dem Abstellen unseres Wagens auf dem kostenslosen
Parkplatz zeigte sich uns eine nette Bucht mit einem feinsandigen
Strand. Das Meer glitzerte herrlich in der vom strahlendblauen Himmel
scheinenden Sonne. Vom Strand aus entdeckten wir eine kleine mit Palmen
gesäumte Promenade, auf der diverse Bänke zum Verweilen
und Träumen einluden. Beim Bummeln über diese mit Bodenmosaiken
verzierten Promenade fiel uns auf, dass es in diesem Küstenbereich
keine großen Hotelklötze gab, sondern fast nur 2-geschossige
sehr gepflegte schneeweiße Gebäude mit schönen kleinen
Gärten. Scheinbar waren die meisten davon Eigentums- bzw. Miet-Ferienwohnungen.
Den tollsten Blick auf die Bucht und das Meer hatten natürlich
die Wohnungen, deren Gärten direkt hinter der die Promenade begrenzenden
Natursteinmauer lagen, aus der jetzt schon teilweise Frühlingsboten
in Form von üppig blühenden Büschen hervorwuchsen (nicht
zu vergessen, wir hatten Mitte Februar).
Wer auch diesen herrlichen Blick bei einem Getränk oder Essen
genießen will, der sollte die Promenade bis zum Ende durchgehen
und sich dann rechts halten. Kurz hinter einer Kirche liegt auf der
linken Seite am Ende einer Stichstraße ein Restaurant mit einer
Außenterrasse direkt oberhalb des Meeres. Uns führte der
Weg weiter vorbei an schmucken und stilvoll gehaltenen Häusern
zurück zu unserem Mietwagen.
Wir wollten ja schließlich heute noch den südwestlichsten
Zipfel Europas erreichen und somit fuhren wir weiter über möglichst
küstennahe Straßen Richtung Burgau. Straßenschilder
wiesen uns nun nicht mehr den Weg, sondern unser Gefühl: zeigte
eine Straße Richtung Norden, so sind wir einfach bei der nächsten
Gelegenheit wieder nach Westen abgebogen. Interessanterweise endete
dann irgendwann die asphaltierte Straße und mündete in
eine rötliche Schotterpiste. Erst Grit’s Äußerung
„ das kennen wir doch von griechischen Inseln und führt
meistens zu den schönsten Ecken“ ließ mich weiterfahren,
obwohl wir diesmal nicht mit einer Enduro unterwegs waren. Nur dadurch
entdeckten wir eine weitere einsame durch Felsmassive begrenzte Bucht.
Name: Praia de Cabanas Velhas (Almádena). „Versteckt“
in einer Felsnische, die uns vor dem recht kräftigen Wind Schutz
bot, genossen wir eine Weile die Sonne, den menschenleeren Strand
und den Blick auf das Meer. Direkt an den Strand angrenzend befand
sich eine recht neu wirkende Taverne mit Terrasse, die aber um diese
Jahreszeit noch geschlossen war. Uns zog es weiter gen Westen.
Über die „Löcherpiste“ (maximale Fahrtgeschwindigkeit
teilweise 2km/h) erreichten wir schließlich Boca do Rio, eine
weitere Bucht, von der gesagt wird, dass sich dort früher gern
die Individualtouristen mit
Wohnmobil bzw. Zelt getroffen haben. Hier tauchte dann auch wieder
ein Straßenschild auf. Es zeigte Richtung Salema. Nach einem
kurzen Asphaltstück ging es weiter über eine Buckelpiste,
die dann doch irgendwann wieder auf die Nationalstrasse 125 mündete
und uns nun zügig Sagres näher brachte. Der Ort selbst reizte
uns irgendwie gar nicht, zu verweilen. Deshalb fuhren wir die Straße
weiter in Richtung Fortaleza de Sagres, das sich uns auch bald in
der Ferne mit seiner gewaltigen Festungsmauer zeigte. Sehr großzügig
gehaltene Parkmöglichkeiten machten es uns nicht schwer, einen
Stellplatz für unser Auto zu finden. Hm, war hier im Sommer sooo
viel los? Kaum ausgestiegen, haute uns der starke Wind fast aus den
Schuhen. Jetzt fühlte es sich doch merklich kühler an. Gut,
dass wir warme Sachen dabei hatten. Durch einen mächtigen Torbogen
ging es in das Innere des Fortaleza (Eintritt: ca. 2,50€).
Von der breiten und massiven Mauer hatte man, wenn man nicht heruntergeweht
wurde, einen guten Überblick über die Anlage des Forts,
den Ort Sagres und die Steilküste, an deren Felsen sich tosend
die mindestens 5 Meter hohen Wellen brachen. Der Blick reichte weiterhin
bis zum nahegelegenen Cabo de Sao Vicente mit dem Leuchtturm. Viele
Sehenswürdigkeiten gab es ansonsten innerhalb des Forts nicht
zu sehen: eine aus Steinen zusammengesetzte 30 Meter großen
Windrose, ein paar alte Kanonen, eine alte Kirche und eine Gedenktafel
für Heinrich den Seefahrer, der hier eine Navigationsschule betrieben
haben soll. Von dieser war aber nichts mehr zu sehen, da die Gebäude
in Kriegen völlig zerstört wurden. Ging
man von der Hauptmauer des Fortalezas, die die Landzunge vom restlichen
Festland abschottete, noch ca. 2 Km bis an die Spitze des Kaps, so
war es interessant, den wagemutigen Anglern zuzuschauen, die 10cm
entfernt vom 30 Meter tiefen Abgrund der senkrecht abfallenden Steilküste
saßen und ihre Angelschnüre in die Tiefe warfen (s. Bildergalerie
4). Ein falscher Schritt, eine plötzliche Windböe und...
(hier helfen dann nur Flügel weiter).
Mittlerweile hatte uns der starke Wind trotz der warmen Sachen ausgekühlt
und das Auto rief. War das eine Ruhe, als wir wieder die Autotüren
geschlossen hatten: kein Sturm, keine zerzausten Haare, keine tosenden
Wellengeräusche, keine Kälte. Auch mal wieder schön
;-). Jetzt fehlte nur noch ein Snack gegen den kleinen Hunger, der
sich mittlerweile eingestellt hatte. Kurz vor dem Ort Sagres zeigte
ein Schild Richtung „Bar/Restaurant“. Wir landeten in
der netten Bucht von Martinhal, in der Gott sei Dank auch ein Restaurant
um diese Jahreszeit geöffnet hatte (aber nur bis 18:00Uhr; Glück
gehabt, denn es ging auf 17:00Uhr zu). Hinter Dünen und in der
Abendsonne sitzend, stärkten wir uns, bevor es weiter zum Leuchtturm
am Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Ausläufer von
Europa ging. Dieser Ort sollte wohl den besten Ausblick auf einen
tollen Sonnenuntergang bieten. Leider schoben sich zu diesem Zeitpunkt
dicke Wolken vor die im Meer versinkende Sonne. Schade. Währenddessen
zündete das Licht in dem 3 Meter großen Spiegel des Leuchtturms,
der von fünf Familien, die auch hier am „Ende der Welt“
leben, rund um die Uhr betreut wird (weitere Infos s. Bildergalerie
4). Jetzt hatten wir aber für heute genug erlebt und es ging
auf kürzestem Wege über die N125 zurück nach Alvor
in unser Hotel.
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